Diffuse Angst: Ursachen, Auswirkungen und Gegenmaßnahmen

    Angst ist eine urmenschliche Reaktion, die das Überleben sichert. Nicht nur bei Menschen, sondern auch in der Tierwelt ist durch konkrete Gefahren verursachte Angst als natürliche Schutzfunktion gegen Bedrohungen und Leichtsinn bedeutsam. Sie klingt nach der überwundenen Gefahr wieder ab und verursacht bei akuter Bedrohung hormonell beeinflusste physiologische Vorgänge, die ein der Situation angemessenes Verhalten steuern. Diese werden unter anderem als Druckgefühl in der Brust, als erhöhter Puls, in Form von Magenbeschwerden oder Schweißbildung fühlbar. Dieser konkreten, begründeten Angst steht eine nicht festzulegende psychische Störung gegenüber, die Wissenschaftler als „diffuse Angst“ bezeichnen. Das Adjektiv „diffus“ steht in diesem Zusammenhang für „unerklärlich“, „undeutlich“ oder „verworren“.

    Diffuse Angst ist eine situationsunabhängige, andauernde und krankhafte Störung, die das allgemeine psychische und körperliche Wohlbefinden der Betroffenen oft erheblich negativ beeinträchtigt. Psychologen unterteilen sie abhängig von den Symptomen in mehrere Formen. Neben einem allgemeinen und unbegründeten Angstgefühl kann sich diffuse Angst auch als Phobie, in Form von Panikattacken oder als Zwangsstörung manifestieren. Geschätzte zehn Prozent der Bevölkerung leiden unter diffuser Angst. Hält diese länger als ein halbes Jahr an, raten Experten zu einer gezielten Behandlung, um die mitunter starke Belastung für die Betroffenen und ihr soziales Umfeld zu reduzieren.

    Auslöser und Ursachen diffuser Angst

    Diffuse Angst wird zwar nicht durch akute Gefahrensituationen ausgelöst, tritt aber sehr wohl als Folge von negativen Lebensumständen auf. Menschen, die in ihrer Kindheit beziehungsweise Vergangenheit bedrohliche Erfahrungen gemacht oder unter erheblichen Sorgen gelitten haben, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, später eine Angststörung zu entwickeln. Kinder aus zerrütteten oder problematischen Familienverhältnissen, die eine Trennung der Eltern nicht verkraftet oder Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, leiden als Erwachsene oft unter diffuser Angst. Auch Kinder, die ein traumatisches Erlebnis, eine negative Erinnerung, Leistungsdruck in der Schule oder Probleme im sozialen Umfeld nicht verarbeiten können, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, unter einer Angststörung zu leiden oder sie in späteren Lebensjahren zu entwickeln.

    Auch im Erwachsenenalter durchlebte negative Erfahrungen wie eine Scheidung, der Tod eines geliebten Menschen oder ein problematisches berufliches Umfeld können diffuse Angst auslösen. Allerdings hängt es maßgeblich von der individuellen Charakteranlage, Widerstandskraft und seelischen Gesundheit ab, ob jemand aufgrund negativer Erlebnisse eine Angststörung entwickelt oder nicht. Auch die Grade der diffusen Angst sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Während manche lediglich ein generalisiertes mulmiges Gefühl verspüren oder in verschiedenen Alltagssituationen grundsätzlich ängstlich reagieren, leiden andere unter Panikattacken mit erheblichen körperlichen Reaktionen.

    Besonders gefährdet für alle Arten von Angststörungen sind Menschen, die grundsätzlich zu Neurosen neigen. Da deutlich mehr Frauen neurotische Verhaltensmuster zeigen als Männer, sind Schätzungen zufolge im Vergleich zu Jungen und Männern auch doppelt so viele Mädchen und Frauen von diffuser Angst betroffen.

    Diffuse Angst und ihre Auswirkungen

    Menschen, die unter einer generalisierten oder krankhaften Angst leiden, fühlen eine ständige Furcht vor möglichen bedrohlichen Situationen, die jedoch meist nicht eintreten oder sehr unwahrscheinlich sind. Diese unkonkrete, chronische Angst macht sich wie jedes durch akute Bedrohungen verursachte Angstgefühl durch körperliche Reaktionen bemerkbar. Die hormonellen Einflüsse bewirken, dass die typischen, meist nur vorübergehenden Angstsymptome ständig auf den Organismus einwirken und der psychischen und körperlichen Gesundheit dadurch langfristig schaden können.

    So verschieden die Formen diffuser Angst sind, so vielfältig sind auch die Symptome einer Angststörung. Viele Menschen formulieren ängstliche Gedanken, glauben ständig an einen schlechten Ausgang normaler Alltagssituationen, bilden sich ein, ernsthaft krank zu sein oder leiden unter starken Verlustängsten, wodurch es mitunter zu irrationalen oder unüberlegten Handlungen und Verhaltensweisen kommt. Dies kann erhebliche negative Auswirkungen auf die beruflichen Leistungen und zwischenmenschlichen Beziehungen haben. Andere Betroffene ziehen sich aufgrund ihrer Ängste immer stärker aus ihrem sozialen Umfeld zurück, was in Extremfällen bis zur Arbeitsunfähigkeit und totalen Isolation führt.

    Besonders problematisch wird die diffuse Angst auch dann, wenn heftige Panikattacken Schwindelgefühle, Herzrasen und Atemstörungen auslösen. Die Betroffenen empfinden in solchen Momenten oft eine überwältigende Todesangst. Egal, ob Prüfungs- oder Verlustangst, ein grundsätzlich ängstliches Verhalten oder ernsthafte Zwangsstörungen, diffuse Angst beeinträchtigt in jedem Fall die Lebensqualität und hemmt die gesunde Entwicklung der Persönlichkeit.

    Maßnahmen zur Überwindung von Angstzuständen

    Halten unbegründete Angstsymptome länger als ein paar Monate an, sollten Betroffene professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Indem ein Mensch sich seinen Ängsten stellt und diese thematisiert, geht er den ersten und wichtigsten Schritt zur erfolgreichen Überwindung der Störung. In vielen Fällen bringt schon die bewusste Veränderung der Lebensumstände eine deutliche Verbesserung. Autogenes Training, Meditation oder Yoga hilft vielen Menschen mit Angststörungen, chronischen Stress abzubauen und den Ursprüngen der bedrohlichen Gefühle auf den Grund zu gehen.

    Bei konkreten Phobien wie etwa der Platzangst, Flugangst, Höhenangst oder Prüfungsangst bietet sich die Teilnahme an speziellen, von Psychologen durchgeführten Kursen an. Zur Bekämpfung ausgeprägter generalisierter Angstzustände und Panikattacken hat sich die kognitive Verhaltenstherapie erfolgreich bewährt. Nur in besonders schweren Fällen kann eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva, insbesondere Arzneistoffen aus der Gruppe der sogenannten Selektiven-Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer oder SSRI erforderlich sein. Durch die starken Nebenwirkungen, die wiederum die Lebensqualität negativ beeinträchtigen, sollte vor dem Einsatz solcher Medikamente jedoch immer eine psychotherapeutische Behandlung in Erwägung gezogen werden.

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