Glückshormone und ihre Wirkung auf den Organismus

    Was sind Glückshormone?

    Glückshormone, in der medizinischen Fachsprache Endorphine genannt, sind vom Organismus selbst produzierte Morphine, die zur Gruppe der Opioidpeptide gehören. Endorphine sind Neurotransmitter, die im Hypothalamus und in der Hypophyse gebildet werden. Ihnen liegt eine recht einfach biochemische Struktur zugrunde, die aus mehreren Aminosäuren aufgebaut ist. Physiologisch gesehen geht von Endorphinen die gleiche Wirkung aus wie von körperfremden Opiaten. Sie werden in unterschiedlichen Lebenssituationen oder als Folge emotionaler Zustände ausgeschüttet und docken im Gehirn an bestimmte Rezeptoren an.

    Die je nach Art berauschende, stimmungsaufhellende oder schmerzstillende Wirkung, die von Endorphinen ausgeht, hat diesen Neurotransmittern auch den im Volksmund gebräuchlichen Namen „Glückshormone“ eingebracht. Als körpereigene Morphine sind sie wesentlich daran beteiligt, in Extremsituationen keinen psychischen Schaden zu nehmen, die allgemeine Lebensfreunde zu erhalten, soziale Kompetenz zu zeigen und durch einen ausgeglichenen Wach-Schlaf-Rhythmus körperlich und seelisch gesund zu bleiben.

    Auslöser der Ausschüttung von Endorphinen

    Die Produktion und Ausschüttung von Glückshormonen können sowohl durch körperliche als auch durch seelische Faktoren stimuliert werden. Viele Hobbysportler und Athleten erleben beispielsweise, dass intensives Training zu Glücksgefühlen führt, obwohl sich gleichzeitig auch körperliche Erschöpfung einstellt. Regelmäßige sportliche Betätigung über einen längeren Zeitraum von mindestens zwei oder drei Monaten, insbesondere Ausdauersport wie langes Laufen, Schwimmen, Krafttraining oder Radfahren, führen zu einer deutlich spürbaren Ausschüttung von Glückshormonen.

    Auch starke Einwirkung von UV-Licht zählt zu den Hauptauslösern der Endorphinbildung. Viele Menschen stellen fest, dass gerade nach den dunklen Wintermonaten sogenannte „Frühlingsgefühle“ aufkommen, sobald die Sonne wieder stärker wird und die Einwirkung von UV-Licht auf den Körper zunimmt. Dies liegt daran, dass im Winter aufgrund des Lichtmangels höhere Mengen des Schlafhormons Melatonin gebildet werden. Wenn es im Frühling allmählich wieder heller wird und die Tage länger werden, geht die Melatonin-Produktion zurück und Glückhormone mit überwiegend euphorisierender Wirkung werden stattdessen vermehrt gebildet.

    Weitere Auslöser für die Ausschüttung von Glückshormonen können Verletzungen oder Gefahrensituationen sein. In solchen Extremsituationen dämpfen Endorphine die negative Reizüberflutung auf die Psyche, um das Risiko für schwere Traumen zu reduzieren. Auch verschiedene positive Reize wie einprägsame oder als ästhetisch empfundene optische Einflüsse, schöne Geräusche und Musik, Momente intensiver sozialer Empfindungen, körperliche Kontakte mit Mitmenschen oder Tieren, humorvolle Situationen oder kulinarischer Genuss stimulieren die Produktion von Endorphinen.

    Die Wirkung von Glückshormonen

    Ein gesunder menschlicher Körper produziert verschiedene Glückshormone, die in unterschiedlichen Lebenssituationen ihre entspannende oder stimmungsaufhellende Wirkung entfalten. Wie der gebräuchliche deutsche Name schon verrät, steuern Endorphine das psychische und körperliche Wohlbefinden und haben daher einen Effekt, der jenem chemischer oder natürlicher Drogen sehr ähnlich ist. Ihre Wirkungsweise basiert darin, dass sie Nervenerregungen über die Synapsen bis zum Gehirn weiterleiten und dadurch jeden Gedanken, jede emotionale Reaktion, verschiedenste motorische Abläufe und die Funktionen der Organe maßgeblich beeinflussen.

    Je nach Art entfalten Glückshormone im Körper in unterschiedlichen Bereichen ihre Wirkung. Sie sind einerseits Grundvoraussetzung für einen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus sowie ein intaktes Immunsystem, andererseits sind sie auch an der Bildung der Sexualhormone maßgeblich beteiligt. Damit der gesamte Hormonhaushalt im Gleichgewicht ist, müssen Endorphine regelmäßig ausgeschüttet werden. Die ausreichende Bildung dieser körpereigenen Drogen ist daher für die allgemeine Gesundheit in hohem Maße entscheidend. Bei einem Mangel steigt nicht nur das Risiko für Depressionen und andere seelische Erkrankungen sowie chronische Schmerzzustände wie etwa Migräne, sondern auch die allgemeine Infektanfälligkeit des Körpers. Allerdings ist die komplexe Wechselwirkung der einzelnen Glückhormone bis heute nicht gänzlich erforscht, weshalb die Endorphine in Hinblick auf ihre Wirkungsweise und ihre speziellen Aufgaben nur einzeln genauer betrachtet werden können.

    Arten von Glückshormonen

    Das wohl bekannteste Glückshormon ist das Serotonin, das nicht nur das Schmerzempfinden reguliert und in Wechselwirkung mit Melatonin für einen ausgeglichenen Schlaf-Wach-Rhythmus sorgt, sondern auch das Sexualverhalten beeinflusst. Wie bereits oben erwähnt, wird im Frühling, wenn die Melatonin-Produktion zurückgeht, vermehrt Serotonin gebildet, das die mit der Jahreszeit verbundene Euphorie und Energie sowie das gesteigerte Lustempfinden auslöst.

    Für die beim Verliebt-Sein deutlich spürbaren, fast berauschenden Glücksgefühle ist neben Serotonin auch der Neurotransmitter Phenethylamin verantwortlich. Wird dieses Glückshormon freigesetzt, bewirkt es die mit dem Verliebt-Sein verbundenen typischen Symptome wie Herzklopfen und Bauchkribbeln, Tagträumereien und Konzentrationsstörungen. Auch intensive sportliche Betätigung löst eine vermehrte Ausschüttung von Phenethylamin aus, die während und unmittelbar nach dem Training als berauschendes Gefühl spürbar wird. Dies reduziert auch die Erschöpfungssymptome und steigert dadurch den Trainingserfolg.

    Für eine ausgeglichene Psyche und das allgemeine Wohlbefinden sind vor allem die beiden Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin bedeutsam. Die Bildung von Dopamin wird hauptsächlich durch körperliche Bewegung an der frischen Luft angeregt. Dopamin wirkt sich positiv auf die Durchblutung der Organe aus und hält die Weiterleitung von Nervenimpulsen an die Muskulatur aufrecht. Gleichzeitig ist dieser Neurotransmitter auch daran beteiligt, Emotionen unterschiedlicher Art als Informationen im Gehirn erfahrbar zu machen. Aus Dopamin und Enzymen stellt der menschliche Organismus Noradrenalin her, das vor allem dann ausgeschüttet wird, wenn es zu einer vorübergehenden Stressbelastung kommt. Der Neurotransmitter sorgt dafür, dass in solchen Momenten die geistige Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, Motivation und Aufmerksamkeit steigen, um die situationsbezogenen Herausforderungen zu meistern.

    Das Glückshormon frischgebackener Mütter

    Bei schwangeren Frauen ist während der Geburt der höchste Spiegel an Endorphinen im Blut nachweisbar. Jenes Glückhormon, das vor allem bei der Bildung der Mutter-Kind-Beziehung eine wesentliche Rolle spielt, ist das Oxytocin. Es wird bereits während des Geburtsvorgangs ausgeschüttet und stimuliert die Kontraktionen der Gebärmutter, die die Wehen auslösen. Viele Frauen berichten von euphorischen oder sogar ekstatischen Gefühlen während der Geburt, die auf die hohen Konzentrationen von Oxytocin zurückzuführen sind.

    Unmittelbar nach der Geburt sorgt dieses Hormon einerseits für die Milchbildung, andererseits ist es ein wesentlicher Faktor dafür, dass die Mutter ihr Neugeborenes annimmt und eine liebevolle, fürsorgliche Beziehung zu ihm aufbaut. Aus diesem Grund wird Oxytocin auch als das „Bindungshormon“ bezeichnet und sichert das Überleben des Kindes. Auch Männer, die sich mit ihrem neugeborenen Kind intensiv beschäftigen und einen engen körperlichen Kontakt zu ihm pflegen, weisen erhöhte Oxytocin-Werte im Blut auf.

    Bei Frauen fällt die Konzentration der Glückhormone im Laufe des Wochenbetts allmählich wieder ab, was unter Wissenschaftlern als mögliche Ursache der postnatalen Depression diskutiert wird. Oxytocin fördert jedoch nicht nur bei frischgebackenen Eltern das fürsorgliche Verhalten ihrer Kinder gegenüber, sondern ist allgemein eine wichtige Grundvoraussetzung für die soziale Kompetenz, Empathie und auch das psychische Wohlbefinden.

    Negative Auswirkungen von Glückshormonen

    Kommt es aufgrund von Dysbalancen im Hormonhaushalt zu Mangelerscheinungen und damit verbundenen Erkrankungen psychischer oder psychischer Natur, können Glückshormone auch in Form von Arzneistoffen verabreicht werden. Allerdings hat eine Überdosierung in vielen Fällen gesundheitliche Störungen zur Folge. Lediglich ein zu hoher Phenethylamin-Spiegel hat keine negativen Auswirkungen auf die psychische oder physische Gesundheit, da dieses Hormon vom Körper schnell abgebaut wird. Eine Überdosierung von Serotonin hingegen steht in Verdacht, Schizophrenie auszulösen. Auch eine zu hohe Konzentration von Oxytocin kann unter Umständen negative Auswirkungen auf den Betroffenen haben, da übermäßige Mengen ein naives Verhalten begünstigen.

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