Leistungsdruck und ein übermäßig großes Arbeitspensum, familiäre Verpflichtungen, Erwartungen des sozialen Umfelds, ständige Erreichbarkeit – die Liste jener Faktoren, die bei immer mehr Menschen zu Überforderung im Alltag, und damit verbundenen psychischen und physischen Beschwerden führen, ist lang. In den westlichen Industrienationen fühlen sich geschätzte fünf bis zwanzig Prozent der Menschen vom alltäglichen Leben schlichtweg überfordert.
Wer feststellt, dass die Pflichten das tragbare Maß übersteigen und eine geistige oder körperliche Erschöpfung die Lebensqualität beeinträchtigt, sollte unbedingt gezielte Maßnahmen zum Schutz vor chronischem Stress ergreifen. Diese reichen von einfachen Verhaltensänderungen bis zu professioneller Hilfe und speziellen Kursen zur Stärkung der eigenen Widerstandskraft.
Überforderung durch alltägliche Pflichten
Millionen berufstätiger Menschen in unterschiedlichsten Branchen sind jeden Tag damit konfrontiert, durch Vorgesetzte vorgegebene, oft unrealistische Ziele erreichen zu müssen. Um die erwarteten Leistungen vollbringen zu können, sind eine hektische Arbeitsweise ohne ausreichende Pausen, ein stressiges Arbeitsumfeld und lange Arbeitszeiten vonnöten. Viele Menschen leiden auch unter einem problematischen Umfeld im Beruf, das von Intrigen und Mobbing geprägt ist. Auch die Tatsache, dass Menschen durch das Internet und Mobilgeräte ständig erreichbar sind und auch nach der Arbeit Mails und Anrufe beantworten müssen, führt dazu, dass ein buchstäbliches Abschalten in der Freizeit kaum mehr möglich ist.
Die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit sind in der heutigen Welt nicht mehr klar definiert, sodass eine ständige Bereitschaft am Abend und am Wochenende von vielen Arbeitgebern vorausgesetzt wird. Hinzu kommen bei vielen Menschen private Verpflichtungen und damit die ständige Sorge, diese mit dem Berufsleben nicht vereinbaren zu können. Eine aufmerksame und liebvolle Erziehung der Kinder, Familienunternehmungen am Wochenende und an Feiertagen, das Pflegen der Kontakte zu Verwandten und Freunden werden angesichts der immer höheren Anforderungen durch den Beruf oft nicht mehr als schöne Aspekte des Lebens betrachtet, sondern schlicht als anstrengende Notwendigkeiten, die es unter einen Hut zu bringen gilt. Auch die zusätzliche Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger führt bei vielen Menschen mit beruflichen und privaten Verpflichtungen zu einer Überforderung im Alltag, die langfristig zu ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden führen kann.
Folgen von Stress und Überforderung
So unterschiedlich Menschen auf Leistungsdruck, ein hektisches Arbeitsumfeld oder private Herausforderungen reagieren, so vielfältig sind auch die Auswirkungen der Stressbelastung auf die Gesundheit und das Wohlbefinden. Chronischer Stress als Folge einer ständigen Überforderung im Alltag kann den Hormonhaushalt des Körpers durcheinanderbringen und dadurch erhebliche gesundheitliche Beschwerden auslösen. Diese reichen von Schlafstörungen, Angstzuständen und Nervosität bis zu Depressionen, Aggressionen, Erschöpfungszuständen und Burn-out-Syndrom.
Viele Menschen entwickeln aufgrund eines durch Überforderung und chronischen Stress gestörten Hormonhaushalts psychosomatische Erkrankungen, die eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome auslösen können. Manche Betroffene leiden unter Hautkrankheiten oder Haarausfall, da sie sich sprichwörtlich in ihrer Haut nicht mehr wohlfühlen. Andere entwickeln Verdauungsprobleme, Magenbeschwerden und Essstörungen, stellen Konzentrationsschwierigkeiten und Leistungsabfall fest oder leiden unter chronischen Kopfschmerzen und anderen Schmerzsyndromen, Atemnot, Herzrasen oder Tinnitus.
Dass für die Beschwerden keine organischen Ursachen gefunden und daher auch keine erfolgreichen schulmedizinischen Behandlungsansätze definiert werden können, macht die Situation für die Betroffenen noch unerträglicher. Umso wichtiger ist es, bereits bei anfänglicher Überforderung auf die Warnsignale von Körper und Seele zu hören und konsequent Gegenmaßnahmen zu setzen.
Schutz vor Stress und damit verbundenen Beschwerden
Viele Menschen, die überfordert sind, wollen sich diese Tatsache nicht eingestehen, da sie sich dadurch schwach und ineffizient fühlen oder sich vor ihren Vorgesetzten, Kollegen und Familienmitgliedern schämen. Wenn der Körper auf den chronischen Stress zu reagieren beginnt, ist es jedoch höchste Zeit, die Überforderung zu akzeptieren, denn nur dann kann sie auch gezielt bekämpft werden.
Betroffene sollten zunächst versuchen, ihre Aufgaben schrittweise zu reduzieren – im Berufsleben ebenso wie in der Familie und in privaten Beziehungen. Oft hilft es, zunächst einen Psychotherapeuten, ganzheitlichen Mediziner oder Heilpraktiker zu konsultieren, um die genauen Ursachen der psychosomatischen Beschwerden definieren zu können. Ein anschließendes Gespräch mit dem Vorgesetzten kann helfen, bestimmte Tätigkeiten anders zu verteilen oder eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu erarbeiten. Überforderte Arbeitnehmer, die ein solches Gespräch fürchten, sollten wissen, dass in vielen renommierten internationalen Konzernen bereits erste Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter vor Stress und Überlastung gesetzt und diese in den Arbeitsverträgen sogar juristisch festgelegt werden.
Auch sogenannte Resilienztrainings, die entwicklungspsychologischen Erkenntnissen zugrunde liegen, werden heute bereits von vielen Unternehmen gebucht, um Burn-out und Erschöpfungszuständen – und dadurch langen krankheitsbedingten Abwesenheiten – ihrer Mitarbeiter vorzubeugen. Im Zuge solcher Kurse, die nicht nur für Firmen, sondern auch für Privatpersonen angeboten werden, erlernen überforderte Menschen, gezielte Schutzmechanismen und eine allgemeine Widerstandskraft gegen belastende Lebensumstände aufzubauen und Leistungsdruck mit Motivation und positiven Gefühlen zu begegnen.
Wer unter Überforderung im Alltag leidet, sollte auch im Privatleben versuchen, Aufgaben zu reduzieren. Dazu gehört, auch einmal ein Treffen am Abend oder Wochenende abzusagen und statt aufwendig organisierten Familienausflügen einen gemütlichen Spaziergang im Wald zu unternehmen oder mit den Kindern im Garten ein Gemüsebeet anzulegen. Kleine Rituale wie zehn Minuten Yoga nach dem morgendlichen Aufstehen, autogenes Training, Atementspannung oder Achtsamkeitsübungen tragen maßgeblich zum Stressabbau bei und können problemlos in den Alltag integriert werden.
Auch auf eine gesunde Ernährung sollte bei einem stressigen Lebensalltag oder belastenden Umständen konsequent geachtet werden. Damit ist nicht gemeint, zusätzlich zu den beruflichen und privaten Verpflichtungen auch noch dreimal täglich aufwendige Mahlzeiten zuzubereiten, sondern Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte in den Speiseplan zu integrieren. Vor allem magnesiumreiche Nahrungsmittel steigern die körperliche und seelische Belastbarkeit. Sie können in Form von Trockenfrüchten, Bitterschokolade mit hohem Kakaogehalt, Bananen, Nüssen und Kernen auch ganz nebenbei genascht werden, fördern nachweislich einen gesunden, erholsamen Schlaf und sorgen in jeder Lebenssituation für starke Nerven.