„Die Liebe ist ein seltsames Spiel“. Der bekannte Schlager aus den 1950er Jahren brachte auf den Punkt, was wissenschaftlich unter Biochemie der Liebe zu verstehen ist. Wenngleich die biochemischen Vorgänge recht seltsam erscheinen mögen, so sind sie doch schlüssig und nachvollziehbar.
Wenn sich zwei Menschen begegnen, geschieht eine Art Nachrichtenübermittlung. Unterschiedliche chemische Botenstoffe werden dazu in Bewegung gesetzt. Die einen davon wirken im Nahbereich, die anderen haben eine Fernwirkung.
Die Boten der Biochemie der Liebe, die sich auf eine längere Strecke begeben, sind die Hormone.
Nebennierenrinde, Hirnanhangdrüse oder die Bauchspeicheldrüse produzieren diese Hormone. Sie schwimmen im Blut und überbringen die Nachricht, dass da jemand besondere Gefühle auslöst. Dazu zählen Cortison, Insulin und die Geschlechtshormone, die bei der Liebe eine herausragende Rolle spielen. Testosteron und Östrogen sind die Auslöser der Lust.
Die Kurzstreckenboten werden Neutrotransmitter genannt. Die Bekanntesten davon sind Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Serotonin. Sie haben bei der Biochemie der Liebe eine wichtige Funktion, denn sie stellen die Verbindung zwischen verschiedenen Nervenzellen her.
Neutrotransmitter sind die Glückboten gerade für Neuverliebte.
Lust und Leidenschaft und der Prickel des Neuen stehen im Vordergrund und kennzeichnen das Verhalten zueinander. Frischverliebte verfügen über einen hohen Dopaminspiegel. Auch Noradrenalin ist für die Euphorie verantwortlich. Beide Neutrotransmitter wirken wie eine Droge. Da die Dosis sich nicht erhöhen lässt, klingt bei den meisten Paaren irgendwann das Glücksgefühl ab. Das Gehirn reagiert zu seinem eigenen Schutz und stellt die permanente Euphorie ab.
Das heißt nicht, dass die Beziehung damit automatisch endet, denn zum Verliebtsein gesellt sich in der Regel die Bindung. Es erklärt allerdings, dass lange Partnerschaften abrupt enden, wenn einer der Partner auf einen Menschen trifft, der neuerdings diese hormonellen Glückszustände bei ihm auslöst. Dann entscheidet es sich, ob das System Bindung der rauschhaften neuen Liebe standhält.
Die Biochemie der Liebe muss nicht zwangsläufig zu einem glücklichen Ende führen. Wenn dem geliebten Menschen die Transmitter fehlen, können daran auch die eigenen chemischen Reaktionen nichts ändern. Statt Euphorie folgt kalter Entzug wie bei einem Drogensüchtigen. Hier hilft nur der Faktor Zeit. Irgendwann werden die Botenstoffmengen nicht mehr vermisst und schlicht vergessen.
Trotzdem sollte bei akutem Liebeskummer Serotonin nicht vernachlässigt werden. Serotoninmangel kann zu körperlichen Erkrankungen bis hin zu Angsterkrankungen und Zwangsneurosen führen. Der Verzehr von Bananen, Erdbeeren oder Ananas kann dem Entgegenwirken. Auch Schokolade kurbelt die Serotoninproduktion wieder an.
Was landläufig als Frustessen bezeichnet wird, ist eine gesunde Reaktion des Körpers. Die Liebeskranken kämpfen damit gegen das Stimmungstief an. Wer zu ausgiebig seine Enttäuschung mit kulinarischen Genüssen bekämpft, muss allerdings später auch gegen seine Pfunde ankämpfen. Vielleicht beim gemeinsamen Wellness-Programm mit einem neuen Partner.