Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung und Selbstbewusstsein

    Ich bin, wie ich bin

    Jeder Mensch ist eine Persönlichkeit für sich und einzigartig. Er hat gute und weniger gute Eigenschaften. Die Verschiedenartigkeit des Naturells wird einem Neugeborenen bereits in die Wiege gelegt. Seine Entwicklung wird von vielen Faktoren bestimmt wie:

    • Soziale Herkunft
    • Erbgut
    • Soziales Umfeld
    • Bildung
    • Lebensumstände

    Der denkende Mensch unterliegt Veränderungen. Ob sie positiv oder negativ geprägt sind, hängt auch wesentlich von ihm selbst und seiner inneren Einstellung ab. Dazu ist es von Bedeutung zu erkennen, wer und wie man selbst ist: durch Selbstwahrnehmung.
    Ein jähzorniger Mensch trägt mit seiner Aussage: „Ich kann nicht anders, ich bin, wie ich bin“ zu keiner Veränderung zum Guten bei. Es signalisiert Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit und mangelnde Bereitschaft, aus eigener Kraft und mit gutem Willen seine Wesensart nachhaltig zu verändern. Der Einzelne wird mit seinen Stärken und Schwächen, mit seinen rationalen und emotionalen Fähigkeiten von anderen wahrgenommen und oftmals anders, als er sich selbst sieht.

    Was ist Selbstwahrnehmung?

    Es ist die Fähigkeit, sich selbst objektiv zu betrachten. Sie dient als Grundlage für notwendige Veränderungen der eigenen Persönlichkeit. Die reale Selbstbewertung trägt zum eigenen Selbstbewusstsein bei. Das schließt aber in manchen Fällen eine Selbstüberschätzung nicht aus. Gesunde Selbstwahrnehmung ist die Basis für das Selbstbewusstsein. Dann haben Fremdbestimmungen, die das eigene Denkmuster negieren wollen, kaum eine Chance. Typische Beispiele sind Suggestionen in den Medien zu Schönheitsidealen sowie Untergrabung der Autorität aus dem Kollegen- oder Familienkreis.

    Zur Gefahr für den Menschen wird die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild dann, wenn zum Beispiel Magersüchtige sich nicht nur „schön schlank“ finden, sondern keine Gewichtszunahme zulassen, obwohl die Bulimie bereits ein hohes Gesundheitsrisiko erreicht hat.
    Ein Sprichwort sagt: „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.“

    Persönlichkeitsentwicklung ist für die soziale Kompetenz notwendig
    In der menschlichen Gesellschaft ist die Persönlichkeitsentwicklung von hoher Bedeutung. Im Zeitalter von „High Speed Management“, rasanten technologischen Entwicklungen und damit verbundenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Trends wird die Halbwertzeit des Wissens verkürzt. Der Mensch mit seiner „Persönlichkeit“ bleibt die „Konstante“, die berechenbar ist.

    Jeder weiß, dass es eine „eierlegende Wollmilchsau“ nicht geben kann. Eine erfolgreiche Persönlichkeit zeichnet sich aber dadurch aus, dass sie ihr Potenzial (das Innere) mit dem eigenen Verhalten (das Äußere) weitestgehend in Einklang bringt. Sie schafft es, sie selbst zu sein und sich nicht von anderen „verbiegen“ zu lassen. Sie entwickelt ihren eigenen Verhaltensstil. Dazu gehört Mut. Nein zu sagen, wenn auch „Nein“ gemeint ist. Nicht bewusst oder unbewusst in Rollen zu schlüpfen, die nicht zu einem passen. Das könnte sogar lächerlich wirken. Die eigenen Stärken, Schwächen und Grenzen zu erkennen sind Bestandteile der Selbstreflexion und einer gesunden Selbstwahrnehmung.

    Instrumente zur Selbstfindung

    Es ist erstrebenswert, dass im privaten sowie beruflichen Leben souverän mit kritischen Situationen umgegangen wird. Konflikte friedlich zu lösen, ist nicht jedermann gegeben und erst recht in der Politik bedarf es viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen.
    Das Ziel für alle Ebenen muss sein: Die Situation zu erkennen und mit den Stärken des vorhandenen Potenzials zusammenzufügen.
    „Über den Tellerrand“ hinaussehen und über sich sowie andere ehrlich und fair nachdenken sind Voraussetzungen für eine verbesserte soziale Kompetenz.

    Auswirkungen sind:

    • Souveräner Umgang mit Konfliktsituationen
    • Lösung kritischer Situationen
    •  Team- und Kommunikationsfähigkeit
    • Vorbildwirkung als Führungskraft
    • Positive Einflussnahme auf andere
    • Verantwortungsgefühl
    • Erhöhtes Selbstbewusstsein

    Ein Mensch, der sich selbst bewusst wahrnimmt, stellt sich die Fragen:
    Was habe ich für Stärken? Wie können sie zur Effektivität in bestimmten Situationen eingesetzt werden? Wo sind Engpässe und wann besteht „Nachholbedarf“? Eine hilfreiche Strategie ist: Sich auf seine Stärken konzentrieren.
    Erfolgreich wird derjenige sein, der seine Fähigkeiten und Begabungen überprüft, bevor er sein Ziel festlegt. Ein musikalisch unbegabtes Kind zum Lernen eines Instrumentes zu zwingen, wäre fatal und als Laie einen Achttausender besteigen zu wollen, Selbstmord.
    Das Selbstbild jedes Menschen ergibt sich aus den Selbstwahrnehmungen und den Fremdwahrnehmungen.

    Was ist Fremdwahrnehmung?

    So sehen uns andere. Sie nehmen einen in der Körpersprache, dem Äußeren, der Sprache und dem gesamten Verhalten wahr. Die ersten Sekunden in der Betrachtung eines „Gegenüber“ entscheiden über Sympathie oder Antipathie.
    Mit der Beurteilung eines anderen Menschen sollte sorgsam umgegangen werden, denn ein Mensch muss nicht so sein, wie er sich gibt. Die Gefahr des „Schubladen-Denkens“ ist bei vielen gegeben und Vorurteile nehmen dem Anderen bereits die Chance, sich und seine Identität mit seinem Wesen zu öffnen. Aktuelle Beispiele sind Menschen mit Migrationshintergrund.

    Das „Fremdbild“ wird von einer gewissen Erwartungshaltung beeinflusst. Beispiel: Es wurde einem anderen Menschen Gutes getan und die Dankbarkeit lässt auf sich warten. Wie „sinkt“ der Andere schnell in der Wertigkeit? Ein guter Rat ist, die Erwartungshaltung nie zu hoch zu setzen, sonst ist die Enttäuschung bereits vorprogrammiert. Erwarte nichts und du wirst nicht enttäuscht!

    Es ist menschlich, dass die eigene Ausstrahlung auf andere im „guten Licht“ wirkt. Wie ist die Resonanz? Welche Rückmeldungen und von wem werden akzeptiert? Wie wird mit berechtigter Kritik an der eigenen Person umgegangen?

    Fremdbestimmung – Kreativität – Selbstbewusstsein

    Jeder Mensch weist Verhaltenstendenzen auf, die sich in den folgenden Verhaltensstilen widerspiegeln: D-I-S-G

    • Dominant – die Reaktion ist auf das Umfeld bestimmend mit dem Ziel, Kontrolle zu haben und Sieger zu sein – die Wahrnehmung ist unangenehm und anstrengend
    • Initiativ – ebenfalls Reaktion auf das Umfeld, aber in angenehmer Weise, wie motivierend, überzeugend und Einfluss auszuüben
    • Stetig – die Reaktion auf das Umfeld ist eher zurückhaltend und angenehm. Ziel ist Harmonie, Stabilität und Unterstützung anderer
    • Gewissenhaft – zurückhaltende Reaktion auf das Umfeld. Die Wahrnehmung ist anstrengend, weil alles „richtig“ getan und Ärger vermieden werden soll. Präzision und Perfektionismus benötigen Kraft.

    Diese Struktur ist in jeder Persönlichkeit vorhanden, allerdings mit unterschiedlicher Intensität. Kreative Menschen verfügen über ein hohes Selbstbewusstsein. Wer mit Freude an eine Arbeit und schwierige Aufgabe herangeht, wird erfolgreicher sein als unmotivierte Menschen. Die Kreativität kann durch bewusste Wahrnehmung der Umgebung und Menschen gesteigert werden.

    Mit offenen Augen durch das Leben gehen und aus dem Erlebten sowie Wahrgenommenen zu lernen trägt dazu bei, zum Beispiel Kunden besser einschätzen zu können.

    Mit genügend Selbstbewusstsein können zum einen kreative Ressourcen, die jeder Mensch besitzt, gefördert und zum anderen die Fremdbestimmung (am Arbeitsplatz, Stress, private Atmosphäre) auf ein gesundes Maß reduziert werden.

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