Das menschliche Leben setzt sich nicht nur aus sonnigen und freudigen Abschnitten zusammen. Es ist ein Auf- und ab: der Mix aus Glücksmomenten, Erfolg und positiven Entwicklungen – aber auch Kummer, Krankheit, Sorgen, Ängste sowie Trauer- und Verlustschmerz gehören dazu. Das hat Auswirkungen – seelische und körperliche.
Die innere Ausgeglichenheit ist nicht immer vorhanden. Manche Menschen bewegen sich zwischen „Himmel hoch-jauchzend“ und „Zu Tode betrübt“. Eher ein krankhafter Aspekt. Die Balance zu schaffen, um Körper und Seele in Einklang zu bringen und ein ausgeglichenes Leben zu führen ist manchmal nur mit professioneller Hilfe möglich. Besonders nach Schicksalsschlägen, wie einer schweren Krankheit, bei dem Verlust von etwas sehr Bedeutsamen im Leben oder durch den Tod eines nahestehenden Menschen.
Katastrophenmeldungen erschüttern die Menschheit und die Betroffenen, die Traumata durchleben, sind auf psychologische und seelsorgerische Hilfe angewiesen.
Auswirkungen von Belastungszuständen und Lebenskrisen
Was sind Belastungen und Lebenskrisen? Trifft das erst im Erwachsenenalter zu? Nein. Auch Kinder können von starken Belastungen und Verlustschmerz betroffen sein. Das Schlimmste ist wohl, wenn sich die Eltern trennen. Die Kinderseele muss den Verlust eines Elternteils wie bei einer Trauerverarbeitung bewältigen. Nicht selten sind solche Scheidungskinder Verhaltensgestört, auffällig im Kindergarten oder lassen in schulischen Leistungen nach. Manche werden zu Bettnässern oder beginnen zu stottern.
Für ein Kind kann die Erfahrung des Verlustschmerzes zu Verlustängsten führen, die ein Leben lang Begleiter sind. Das Gefühl der „Trauer“ erlebt selbst ein Kleinkind, wenn zum Beispiel das geliebte Kuscheltier abhandenkommt. Das Kind im schulfähigen Alter trauert seinem „tierischen Freund“, dem verstorbenen Hamster oder dem Hund nach. Situationen, in denen Erwachsene ihr Kind mit Verständnis und Zuwendung trösten sollten.
Erwachsene gehen mit solchen „Bagatellen“ vielleicht souveräner um, aber auch ihre „Schmerzgrenze“ kann schnell erreicht werden. Mancher Verlustschmerz wirkt sich nur drastischer aus und endet sehr oft in einer Lebenskrise oder Krankheit.
Die Reaktionen auf länger anhaltende starke seelische oder körperliche Belastungen äußern sich in:
1. Akuten Belastungsstörungen, die folgende Ausmaße annehmen können:
- Körperliche Reaktionen (Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Kreislaufprobleme)
- Depressionen bis zu Suizid
2. Posttraumatische Belastungsstörung, die eine zeitlich verzögerte Auswirkung aufweist (besonders nach traumatischen Ereignissen, wie Krieg, Naturkatastrophen, gravierende Unfälle mit Verkehrsmitteln, Gewalt). Schlaflosigkeit, Albträume und unkontrollierbare Affekte durch immer wiederkehrende Erinnerungen sind die Folgen, die professionell behandelt werden müssen.
Was sind Verlustkrisen?
Im Gegensatz zu Verlustängsten ist die Krise bereits Realität. Ängste sind vor dem möglichen Verlust. Beispielsweise ein unheilbar krankes Familienmitglied in der letzten Lebensphase zu begleiten, ohne Hoffnung auf eine Wende zum Besseren zu haben – oder lähmende Beziehungsangst, die eine dauerhafte Bindung fast unmöglich macht.
Trauer- und Verlustschmerz – zu diesen Lebenskrisen können zählen:
- Liebeskummer
- Trennungsschmerz
- Schwere Krankheit
- Trauer bei Tod eines geliebten Menschen
- Verlust des Arbeitsplatzes
- Der Zerfall von Familien
- Extremsituationen nach Katastrophen (Brände, Naturgewalten, Unfälle, menschliche Gewalttaten)
Mit Sicherheit gäbe es noch viel mehr aufzuzählen, was in dem Erleben den betreffenden Menschen in eine Ausnahmesituation bringen und ihm den „Boden unter den Füßen wegziehen“ kann.
Es ist schwer, einen „Maßstab“ des empfundenen Leids festzulegen. Es gehört wohl zur extremsten Kraftanstrengung Trauer überwinden zu können und den Verlustschmerz zu ertragen, wenn ein Kind stirbt.
Wege aus Kummer, Leid, Trauer und Verlustkrisen
- Zeit heilt manche Wunde
Jeder Mensch trauert anders und jeder braucht individuell seine Zeit, um das Geschehen zu verarbeiten und zu lernen, mit dem Verlustschmerz umzugehen. Wenn der Eine die Trauer nach einigen Wochen überwunden hat, braucht der Andere vielleicht ein Jahr und manche Eltern, durch den Verlust ihres Kindes, ihr restliches Leben lang.
- Hilfe zur Selbsthilfe annehmen
Kompetente Hilfe von einem Psychologen annehmen – und sich auch helfen lassen wollen! Im Alleingang sind oft Verlustkrisen schwer zu bewältigen.
- Geistige und körperliche Aktivitäten
Es sind sinnvolle Möglichkeiten, um sinnlose Grübeleien und innere Spannungen abzubauen. Mit einem „gebrochenen Herzen“ lieber das Haus putzen oder (als Mann) Holz hacken, als „Trübsal zu blasen“. Bei Arbeit, Sport oder Spiel wird der Blutkreislauf angeregt und die Rückkehr in das „normale“ Leben gefördert.
- Kreative Beschäftigungen
Schöpferisch tätig zu sein lenkt von manchem Kummer ab und erfreut andere und den Betreffenden ebenfalls.
- Hinwendung zu anderen Menschen, die Hilfe benötigen
Geteiltes Leid ist halbes Leid. Anderen mit den eigenen Erfahrungen eine Hilfe zu sein, macht die Trauer nicht ungeschehen, aber tragbarer.
- Den Blick nach vorn ausrichten
Hoffnung und Zuversicht ist in vielen Situationen der Rettungsanker. Sich Neuem, dem Leben zuwenden.
- Trauer überwinden – nicht verbergen
Es ist gut, sich seinen Kummer „auszuweinen“. Der Mensch ist nicht immer „stark“ – er darf auch Schwäche zeigen – das ist Stärke! Tränen sind eine natürliche Reaktion bei Trauer und Verlustschmerz. Sie drücken eine innere Entspannung aus. Ein „eingesargter“ Kummer ist gefährlich, macht krank und möglicherweise auch im Wesen hart.
- Meditation – das Gebet
Menschen, die eine gesunde Haltung in Bezug auf Leben, Tod, Werden und Vergehen haben, bleiben zwar nicht vor dem Verlustschmerz oder der Trauer verschont, aber sie setzen ihren Glauben, ihr Gottvertrauen ein. Sie wissen: Es ist alles nur „geliehen“!
Wie jeder auch mit dem Verlustschmerz umgeht ob Intro- oder extrovertiert. In jedem Fall ist es gut, wenn derjenige weiß, dass er in seinem Schmerz nicht allein gelassen ist. Beistand durch die Familie, Freunde, Arbeitskollegen, Institutionen erhält, oder sich durch eine übernatürliche Macht „getragen“ fühlt.