Verlustängste betreffen Menschen aller Altersgruppen und können Beziehungen und Freundschaften erheblich negativ beeinträchtigen. Bis zu einem gewissen Grad ist die Sorge, von einem geliebten Menschen verlassen zu werden oder ihn zu verlieren, normal. Krankhafte Verlustängste hingegen, die mit permanenten quälenden Sorgen, Panikattacken oder aggressivem Verhalten einhergehen, werden sowohl für den Betroffenen selbst als auch für sein direktes Umfeld oft zu einer schweren Belastung. Menschen, die krankhafte Verlustängste entwickeln, leiden an einer Persönlichkeitsstörung, die einer psychotherapeutischen Betreuung bedarf.
Ursachen und Risikofaktoren für Verlustängste
Jeder Mensch erfährt im Laufe seines Lebens Verluste, die seine emotionalen Verhaltensmuster manchmal mehr, manchmal weniger stark prägen. Wer ein harmonisches Familien- und Liebesleben führt, macht sich gelegentlich darüber Sorgen, einen geliebten Menschen durch verschiedene Umstände verlieren zu können. Menschen, die unter krankhaften Verlustängsten leiden, versetzen solche Gedanken jedoch in große Panik und Angstzustände, obwohl hierfür rein rational gesehen gar kein Anlass besteht.
Starke Verlustängste gehen, wenn Sie krankhafte Züge annehmen, meist mit grundlosem Misstrauen dem Partner oder anderen Mitmenschen gegenüber einher. Rasende Eifersucht ist ein typisches Verhaltensmerkmal von Menschen, die unter krankhaften Verlustängsten leiden. Die Ursachen für eine solche Persönlichkeitsstörung liegen meist in der Kindheit.
Sowohl traumatische Erlebnisse im Familienleben als auch gestörte Beziehungen zu den Eltern können sich im Erwachsenenalter in krankhaften Verlustängsten manifestieren. Besonders Menschen, die als Säuglinge keine innige körperliche und seelische Nähe zu ihrer Mutter erfahren haben, entwickeln sich oft zu unsicheren Erwachsenen, die unter der ständigen Angst leiden, von geliebten Menschen verlassen zu werden. Auch eine Trennung oder Scheidung der Eltern und der Kontaktabbruch zu einem Elternteil können eine solche Persönlichkeitsstörung begünstigen. Gleichzeitig ist es aber auch möglich, dass ein überbehütetes Kind zu einem von Verlustängsten geprägten Erwachsenen wird.
Viele Menschen müssen erleben, von einem geliebten Partner betrogen, hintergangen oder aus unverständlichen Gründen verlassen zu werden. Dies kann zu einem erheblichen Einbruch des Selbstwertgefühls führen und sich auf zukünftige Beziehungen negativ auswirken. Wer einmal betrogen wurde, trägt immer die Sorge in sich, dass sich dies mit einem neuen Partner wiederholt.
Verhaltensmuster und Ausprägungen der Verlustangst
Wer in der Kindheit oder in einer Partnerschaft eine traumatische Erfahrung machen musste, kann Mitmenschen nur bedingt oder gar nicht vertrauen. Gleichzeitig führt ein geringes Selbstwertgefühl dazu, die eigenen Fähigkeiten und Vorzüge erheblich zu unterschätzen. Wer nicht an sich glaubt, kann auch die Liebe eines Partners nur schwer annehmen. Viele Menschen reagieren auf intensive Gefühle wie Liebe und sexuelle Anziehung damit, dass sie ihr Gegenüber mit Eifersuchtsattacken konfrontieren und einen wahren Kontrollwahn an den Tag legen, da die ständige Verlustangst sie dazu verleitet, jeden Schritt des Partners genau nachverfolgen zu müssen. Klammern ist ein typisches Anzeichen einer solchen Persönlichkeitsstörung.
Auch aggressive Verhaltensmuster wie verbale und körperliche Gewalt sowie Freiheitsentzug können als Folgen von krankhaften Verlustängsten auftreten. Gleichzeitig werden die Betroffenen von Selbstzweifeln geplagt, da sie sich nicht attraktiv, intelligent, humorvoll oder erfolgreich genug fühlen, um ihren Partner zu halten. Dieser fühlt sich zunehmend bedrängt und zieht sich seinerseits immer mehr zurück, wodurch ein Teufelskreis entsteht.
Behandlungsmöglichkeiten von Verlustängsten
Nehmen die Verhaltensmuster krankhafte Züge an und belasten das Privatleben der Betroffenen und ihrer Angehörigen, sollte unbedingt eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen. Meist ist den Patienten nicht bewusst, wo die individuellen Ursachen ihrer Ängste liegen. Werden diese im Rahmen einer Psychotherapie aufgearbeitet und analysiert, lernen die Betroffenen, mit ihren Emotionen umzugehen und diese in positive Verhaltensmuster umzuwandeln.
Verlustängste überwinden mithilfe des Partners
Wer aufgrund negativer Erfahrungen in einer vergangenen Beziehung Verlustängste entwickelt, sollte diese im Zuge von intensiven Gesprächen mit dem Partner thematisieren und gemeinsam verarbeiten. Um eine Beziehung und damit auch das Selbstwertgefühl zu stärken, sollten Alltagsrituale gepflegt werden.
Menschen, die als Paar gemeinsame Träume und Ziele verwirklichen, ihre Emotionen ehrlich kommunizieren, sich an positive gemeinsame Erlebnisse bewusst erinnern und sich gegenseitig ehrliche Komplemente machen, können Verlustängste, die aus einem verminderten Selbstwertgefühl resultieren, in der Regel erfolgreich überwinden.