Menschen, die auffallend stark auf äußere Reize reagieren, werden von ihrem Umfeld gerne als „Mimosen“, „zart besaitet“ oder schlicht „überempfindlich“ bezeichnet. In der Wissenschaft ist die Hochsensibilität seit Mitte der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts als psychologisches Phänomen anerkannt, das von der US-Amerikanerin Elaine E. Aaron erstmals aufgegriffen und wissenschaftlich analysiert wurde.
Dieser Psychologin und ihrer Publikationen zum Thema High Sensitivity und High Sensitive Person ist es zu verdanken, dass sich Neurologen und Psychotherapeuten heute auf internationaler Ebene intensiv mit den Ursachen und Merkmalen dieses Phänomens auseinandersetzen.
Die Ursachen für Hochsensibilität, die ein eigenes Wissenschaftsgebiet innerhalb der Psychologie beschreibt, sind bis heute nicht gänzlich erforscht. Vermutet werden jedoch Abweichungen der normalen Neuronenkonstitution im Gehirn, die höchstwahrscheinlich genetisch bedingt sind, da Häufungen in Familien beobachtet werden. Schätzungen zufolge können zwischen zehn und zwanzig Prozent der Bevölkerung als High Sensitive Person oder HSP bezeichnet werden.
Viele Menschen, die hypersensible Züge aufweisen, werden aufgrund ihrer Stimmungsschwankungen und teilweise unerklärlichen Reaktionen und Verhaltensmuster von der Gesellschaft als abnormal wahrgenommen. Meist verfügen HSPs jedoch gleichzeitig über Charaktereigenschaften, die sie zu auffallend kreativen, gewissenhaften und im sozialen Umgang äußerst liebenswerten Mitmenschen machen.
Hochsensibilität und ihre Grundmerkmale
Hochsensible Menschen leiden nicht unter einer Krankheit, sondern zeigen lediglich spezielle Wesenszüge, die besondere Fähigkeiten zu einer feinen Wahrnehmung erkennen lassen. Elaine E. Aaron führte in ihren wissenschaftlichen Publikationen zum Thema High Sensitivity verschiedene Charaktereigenschaften auf, die für HSPs typisch sind. Je nachdem, wie sich das intensive Empfinden äußerer Reize manifestiert, kann zwischen mehreren Ausprägungen dieses psychologischen Phänomens unterschieden werden. Während viele hypersensible Menschen sehr stark auf Schmerzen und körperliche Impulse reagieren, zeigt sich die Hochsensibilität bei anderen Betroffenen vor allem im Umgang mit Mitmenschen oder in der Konzentrations- und Denkfähigkeit. Allen HSPs ist ein intensives Erspüren von Reizen gemeinsam, das ihnen ein lebenslanges, mitunter äußerst belastendes Gefühl vermittelt, anders zu sein. Ob Schmerzen, optische und visuelle Reize oder Emotionen anderer Menschen, HSPs nehmen ihr Umfeld stärker wahr und benötigen länger, um diese Eindrücke zu verarbeiten.
Hochsensibilität ist eine Gabe
Menschen, die als hoch- oder hypersensibel bezeichnet werden, verfügen dank ihrer Charaktereigenschaften oft über erstaunliche Fähigkeiten, die außergewöhnliche berufliche Karrieren ebnen. Macht sich die Hochsensibilität vor allem beim Erfahren von Kunst, Literatur, Musik und Natur bemerkbar, eröffnet sie unzählige kreative Möglichkeiten. Fantasie, Vision, ein ausgesprochen feines Gefühl für die Emotionen anderer Menschen sowie eine ungewöhnliche Begabung für Innovation ergeben ein unerschöpfliches kreatives Potenzial. Daher zeigen viele Schriftsteller, Künstler, Journalisten und Philosophen typisch hochsensible Charaktereigenschaften.
HSPs spielen jedoch auch als Therapeuten, Pädagogen, Ärzte und Wissenschaftler eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft. Gleichzeitig sind HSPs im Alltags- und Berufsleben oft äußerst angenehme Zeitgenossen, die mit Pflichtbewusstsein und Perfektionismus die von ihnen erwarteten Leistungen erbringen. Viele hypersensible Menschen sind ausgezeichnete Teamplayer, da sie die Bedürfnisse und Fähigkeiten ihrer Kollegen erkennen und dementsprechend handeln. Ihr Altruismus und ihre komplexe Denkfähigkeit macht sie zu einer Bereicherung in jedem Arbeitsumfeld und kann auch im Privat- und Familienleben zur schnellen Lösung vieler Konflikte beitragen.
Umgang mit Hochsensibilität
Voraussetzung dafür, die hochsensiblen Eigenschaften positiv zu nutzen, ist die Bereitschaft, diese anzunehmen und bewusst damit zu leben. Bei hochsensiblen Menschen, die ihre Gabe verleugnen oder gar ablehnen, können diese Fähigkeiten nämlich ins genaue Gegenteil umschlagen. So ist es durchaus möglich, dass HSPs ein generell aggressives und gereiztes Verhalten an den Tag legen, ihren Mitmenschen im beruflichen und privaten Umfeld stets respektlos begegnen und sich keineswegs einfühlsam zeigen. Dies kann vor allem dann passieren, wenn sie im täglichen Leben mit ständigen Vorwürfen konfrontiert sind und als Mimosen bezeichnet werden.
Da hochsensible Menschen sich von den Stimmungen anderer stark beeinflussen lassen, kann ein unharmonisches Umfeld bei ihnen großen Schaden anrichten. Stress, problematische Beziehungen und feindselige Bemerkungen durch Mitmenschen machen viele HSPs anfällig für Alkohol- und Drogenmissbrauch, Depressionen, Rückzug und in weiterer Folge asoziales Verhalten. Daher ist es wichtig, das psychologische Phänomen der Hypersensibilität bei sich selbst und bei anderen zu akzeptieren und gegebenenfalls therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Wird einem überempfindsamen Menschen zugestanden, seine Emotionen und Wahrnehmungen zu zeigen und zu thematisieren, kann er sie zum Wohle seiner selbst ebenso nutzen wie zum Vorteil der Gesellschaft. Gleichzeitig ist es für die Betroffenen wichtig, unangenehme Reize, die das Nervensystem und die emotionale Stimmungslage negativ beeinflussen, so gut es geht zu vermeiden. Wer seine hochsensiblen Wahrnehmungen innerhalb seiner persönlichen Wohlfühlzone erleben kann, wird die damit verbundenen Talente und Möglichkeiten erkennen und kreativ umzusetzen lernen.
Wo hochsensible Menschen Partner und Freunde finden können
Auf der Webseite von Gleichklang.de* finden hochsensible Menschen Unterstützung bei der Partner- und Freundschaftssuche. Außerdem wird zur Frage „Bin ich hochsensibel?“ ein kostenloser Test zur Selbsteinschätzung angeboten.
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ich denke: die sensibilität ist keine abweichung,sondern die regel. um sie zu „Re
animieren“ braucht es nur die anerkennung seiner eigenen sensibilität durch das fühlen und betrachten seiner selbst,seines geistes ohne denkmuster.
Ich denke an meine aktive Berufszeit. Ich kam auch mit schwierigen Kollegen gut klar, hörte mir auch ihre Sorgen und Probleme an und merkte erst viel zu spät, dass mich viele als so eine Art seelischen Müllschlucker benutzten. Mittlerweile bin ich 73 Jahre alt und teile meine Ressourcen besser ein. Man hat auch ein Recht auf Erholung und darf nicht außer acht lassen, dass die eigenen Batterien auch mal der Aufladung bedürfen.
Trotzdem bleibe ich ein hilfsbereiter Mensch und unterstütze gerne Menschen, bei denen ich eine gewisse Wehr- und Hilflosigkeit entdecke, denn so war ich auch mal!! ♥
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